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Praktikumsbericht: Universitätsbibliothek Freiburg

Den folgenden Bericht hat Zoë Schäuble, Studierende des Master "Mittelalter- und Renaissance-Studien", nach ihrem Praktikum in der UB Freiburg geschrieben. Dort arbeitete sie in den Dezernaten Medienbearbeitung, Medienzentrum, IT, Benutzung und Information, und Fachbibliotheken, unter der Betreuung von Dr. Marcus Schröter und erbrachte den fachwissenschaftlichen Anteil ihres Praktikums im Rahmen des DFG-Projektes „Making Mysticism“. Sie können den Bericht auch als PDF-Datei oder als Microsoft Word Dokument herunterladen.

Beschreibung der Arbeitsstelle

Die Universitätsbibliothek Freiburg (UB Freiburg), deren zentrale Aufgabe die Unterstützung der Forschung, Lehre und des Studiums an der Albert-Ludwigs-Universität darstellt, ist eine der größten wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands. Die Hauptaufgabe besteht in der zeitnahen und bedarfsgerechten Bereitstellung und Vermittlung von Literatur, sonstigen anderen Medien und Informationen.

Die Anfänge der UB Freiburg reichen bis in das Jahr 1457 zurück, in dem die Universität gegründet wurde. Eine enge Bindung an den Jesuitenorden bestimmte im 17. und 18. Jahrhundert die bibliothekarische und administrative Ausrichtung der Bibliothek. Eine Neuordnung der Bibliotheksverwaltung, die Auflösung der Jesuitenkollegien und schließlich die Säkularisation zwischen 1803 und 1806 brachte eine wesentliche Vergrößerung des Buchbestandes mit sich, dessen Aufbewahrung letztendlich auch neue Anforderungen an eine Unterbringung stellte. Das 1903 errichtete Bibliotheksgebäude wurde 1978 umgebaut, nach drei Jahrzehnten intensiver Nutzung wurde das Gebäude saniert.

Die Universitätsbibliothek Freiburg

Eine flächendeckende Literatur- und Medienversorgung innerhalb der gesamten Universität sowie eine Beteiligung am Wissens- und Technologietransfer sichert die UB Freiburg durch ihre erfolgreiche infrastrukturelle Verortung.Durch allgemeine, aber auch fachspezifische Schulungen fördert die UB den Erwerb von Informations- und Medienkompetenz und leistet damit auch ihren Beitrag zur Lehre an der Universität. Die Dienstleistungen der UB basieren auf einem hybriden Bibliothekskonzept – vor Ort im Bibliotheksgebäude kann mit den gedruckten (und digitalen) Beständen, die im Katalog plus nachgewiesen sind, in den Lesesälen und im Magazin gearbeitet werden, zugleich ist eine Vielzahl der vorhandenen Medien digital und somit online verfügbar (wie beispielsweise elektronische Zeitschriften, E-Books und Fachdatenbanken aber auch historischen Bestände), was einen ortsungebundenen Zugriff und damit eine höchst flexible Arbeit ermöglicht.

Zusammen mit der Universitätsbibliothek bilden die Seminar- und Institutsbibliotheken (die überwiegend Präsenzbestände, die nicht entleihbar sind, anbieten) der Universität ein funktional einschichtiges Bibliothekssystem.

Mit einem Bestand von weit über drei Millionen Bänden mit Schwerpunkt auf den geisteswissenschaftlichen Disziplinen ist die UB Freiburg eine zentrale Anlaufstelle für Studierende aller Fachrichtungen. Zum Bestand zählen auch die Historischen Sammlungen mit ihrem umfangreichen Angebot an Handschriften, Inkunabeln und Drucken des 16. und 17. Jahrhunderts (die zunehmend auch in digitalisierter Form online zur Verfügung stehen). Die Universitätsbibliothek besteht aus fünf unterschiedlichen Dezernaten – dem Dezernat für Benutzung und Informationsdienste, den Fachbibliotheken, der IT-Abteilung, dem Dezernat für Medienbearbeitung und dem Medienzentrum – die alle verschiedene administrative Tätigkeiten abdecken.

Tätigkeitsbeschreibung und Verlauf des Praktikums

Während meines fünfwöchigen Praktikums hatte ich die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeitsbereiche und Arbeitsweisen der verschiedenen Dezernate zu erhalten, im Bibliotheksalltag mitzuarbeiten und zudem am laufenden Forschungsprojekt »Making Mysticism. Mystische Bücher in der Bibliothek der Kartause Erfurt«  (Kooperationsprojekt zwischen Dr. Balázs J. Nemes/Deutsches Seminar und Dr. Antje Kellersohn/UB Freiburg) teilzunehmen. Dementsprechend basierte das Praktikum auf einer schematischen Zweiteilung, wobei der zeitlich etwas kürzer gehaltene Teil die Projektarbeit umfasste.

  Logo der UB Freiburg   Making Mysticism Logo   Bibliothek des Deutschen Seminars  
  Eingangsbereich der Universitätsbibliothek    Logo des DFG-Projektes Making Mysticism   Kopfraum der Bibliothek des Deutschen Seminars  
             

Da ich den Masterstudiengang Mittelalter- und Renaissancestudien mit einem Schwerpunkt auf der mediävistischen Germanistik studiere, bot sich eine historisch-germanistische Ausrichtung des Praktikums an, weswegen Herr Dr. Schröter, Fachreferent für Geschichte und Buchwesen, zudem Kommissarischer Leiter des Digitalisierungszentrums, zu meinem direkten Ansprechpartner für das Praktikum wurde. Unter seiner Leitung recherchierte ich neu zu erwerbende Literatur, vorzugsweise für den Fachbereich Geschichte, verfasste Texte für die Homepage der UB, half bei der Erschließung der Neuerwerbungen im Sachkatalog und durfte bei der Gestaltung neuer Konzepte zu geplanten Veranstaltungen und Ausstellungen mitwirken. Der fachliche Aspekt, germanistischer und historischer Art, wurde ebenso bei der gemeinsamen Arbeit gefördert und gefordert. Der Arbeitsalltag war abwechslungsreich und vielfältig, dauerhafte Termine wechselten sich mit einmaligen ab.

Das aus Studierendensicht tatsächlich sehr Spannende an einem Praktikum in der UB ist der Umstand, dass man die Bibliothek und damit ein hervorragendes wissenschaftlich orientiertes System der Literaturbewahrung, -aufbereitung und Informationsvermittlung nicht mehr nur aus der Nutzerperspektive betrachtet. Während meiner Zeit in den unterschiedlichen Dezernaten der UB habe ich nahezu alle Bereiche eines bibliothekarischen Berufsfeldes aus völlig neuer Perspektive kennenlernen dürfen. Gerade für Studierende der Geisteswissenschaften ist dieses Berufsfeld gleichermaßen attraktiv wie vielfältig, weswegen ich ein solches Praktikum für überaus wert- und sinnvoll halte.

Mein erster Tag begann mit einer Führung durch die gesamte Bibliothek und einer allgemeinen Einführung in meine Tätigkeiten für die kommende Zeit. Ich erhielt einen Transponder, der mir Zugang zu den sonst für Studierende unzugänglichen Räumen wie auch meinem Arbeitsplatz, einem Schreibtisch im Dezernat für Medienbearbeitung im fünften Stockwerk, gewährte. Gemeinsam mit meinem Betreuer Herrn Dr. Schröter durfte ich bereits direkt am ersten Tag an einer Planungssitzung der Coffee Lectures [https://www.ub.uni-freiburg.de/unterstuetzung/einfuehrungen-und-kurse/coffee-lectures/], einem von der UB angebotenen informativen Kurzvortragsprogramm, dass auch im laufenden Sommersemester an einigen Terminen mittwochs besucht werden kann, teilnehmen. Im Anschluss daran konnte ich im IT-Dezernat in der Abteilung E-Science bei Herrn S. einiges über die verschiedenen Aufgabenbereiche des Dezernats erfahren. Am Beispiel des Projekts »Making Mysticism« vermittelte mir Herr Semaan, wie die strukturelle Datenerfassung der digitalen Edition funktioniert. Der Bereich E-Science ist, ausgestattet mit modernen Technologien, ideal geeignet, Studierende und Wissenschaftler bei ihrem Forschungsprojekt zu unterstützen. Herr S. zeigte mir, wie erhobene Forschungsdaten optimal verwaltet, gesichert, nachnutzbar und langzeitarchiviert werden können.

Arbeitsplätze in der Universitätsbibliothek Freiburg

Dass sich die UB Freiburg als Teaching Library versteht, und somit als eine wissenschaftliche Institution, die die Universität hinsichtlich ihres Lehrangebots bereichert, wurde mir auch in einer Citavi-Schulung vor Augen geführt. Die Einführung in die Arbeit mit diesem Literaturverwaltungsprogramm ist ebenfalls eine Serviceleistung der UB, die sich speziell an Studierende richtet, die während ihres Studiums viele schriftliche Arbeiten bewältigen müssen. Diese Schulungen finden in regelmäßigen Abständen statt, und können ohne Vorabanmeldung besucht werden. Gemeinsam mit Herrn Dr. Schröter durfte ich einen Entwurf für eine geplante Ausstellung des IGPP Freiburg, des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, die für 2020 in der UB geplant ist, konzipieren. Da ich im Rahmen meines Masterstudiums schon einmal die Möglichkeit hatte, gestalterisch an einer Ausstellung mitzuwirken, konnte ich hier bereits erlerntes Wissen gut anwenden.

Im Zusammenhang mit diesem Entwurf, aber auch in anderen Tätigkeitsbereichen, fiel immer wieder der Begriff „Digital Humanities“. Hierbei handelt es sich um eine relativ junge Forschungsdisziplin, die allerdings in den letzten Jahren im Zuge der gestiegenen Verfügbarkeit digitaler Daten stark an Bedeutung gewonnen hat. Sie beschäftigt sich mit der Schnittstelle zwischen Geisteswissenschaften und Informatik und bearbeitet die unterschiedlichsten Aufgaben, wie beispielsweise die Digitalisierung und Kuration geisteswissenschaftlicher Daten, die Erstellung digitaler Editionen und deren Analyse und Visualisierung. Die UB bietet mit ihrer technischen Infrastruktur die ideale Basis für geisteswissenschaftliche Projekte, die, wie beispielsweise das Projekt »Making Mysticism«, eine digitale Edition erstellen, und das Gesamtwerk der Urheber über ein Internetportal zugänglich und durchsuchbar machen wollen. Im engen Dialog mit Fachwissenschaftlern können Wissenschaftler mit den Tools und Methoden der Digital Humanities vollkommen neue Verfahren zur Datenrepräsentation, -visualisierung und -analyse entwickeln. Nicht nur im Gespräch mit Herrn S. in der IT-Abteilung, sondern auch bei mehreren Sitzungen im hauseigenen Digitalisierungszentrum der UB wurde mir die Wichtigkeit dieser Schnittstelle zwischen den geisteswissenschaftlichen Forschungsfeldern und der Informatik bewusst, den die aus den Digital Humanities entlehnten Methoden ermöglichen einen vollkommen neuen, faszinierenden Blick auf geisteswissenschaftliche Fragestellungen.

Im Digitalisierungszentrum werden digitale Aufnahmen der Bestände der UB, aber auch von außerhalb (wie zum Beispiel von Beständen aus dem Stadtarchiv Freiburg oder anderen Bibliotheken) angefertigt. Die Produktion digitaler Reproduktionen von frühen Drucken oder gar Handschriften ist für die Mediävistik von besonderer Bedeutung. Einerseits wird durch die Bereitstellung einer digitalen Fassung das Original geschont, andererseits ist der Zugang wesentlich erleichtert. So ergeben sich völlig neue Möglichkeiten im Hinblick auf die Arbeit am Text.

Der freie und gleichberechtigte Zugang zu den Ergebnissen wissenschaftlicher Arbeiten wird nicht nur im Digitalisierungszentrum unterstützend gewährleistet. Das Open-Access-Publikationsmodell, das die UB Freiburg mit der Publikationsplattform FreiDok plus anbietet, sichert nicht nur den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, sondern sorgt auch gleichzeitig für die optimale Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse. Im Dezernat für Medienbearbeitung zeigte mir Frau M., wie Dokumente und Datensätze in die Publikationsplattform eingespeist und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Im selben Dezernat werden auch die neu erschienenen Medien für die Nutzer der Bibliothek aufbereitet. So zeigte mir Frau R., die in der Abteilung für die Periodika zuständig ist, wie neue Zeitschriften in das System der UB aufgenommen und verzeichnet werden. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Prüfung von Lizenzverträgen, die in der UB Herrn Hauck obliegt. Die UB erwirbt für die Universität Nutzungsrechte für E-Books, elektronischen Zeitschriften und Datenbanken. Die lizenzierten E-Medien sind in der Regel auf den Servern der Anbieter beziehungsweise Verlage für die Mitglieder und Angehörigen der Universität zugänglich, auch im Fernzugriff (Remote Access) von außerhalb der Universität. Nicht zur Universität gehörende Besucher der UB (Walk-in-User) können nur aus dem Gebäude der UB zugreifen. Vor Vertragsabschluss werden die Vertragsvorschläge der Anbieter geprüft und es werden, wenn erforderlich, Verhandlungen geführt mit dem Ziel, im Interesse der Universität liegende Verbesserungen der Lizenzbestimmungen zu erreichen. Anhand einiger Beispiele erläuterte mir Herr Hauck, welche Kriterien hierbei relevant sind.

Information in der Universitätsbibliothek Freiburg

Herr Kury, Verantwortlicher für die Erwerbung neuer Literatur im Mediendezernat, zeigte mir, auf welchem Weg die UB Freiburg zu neuen Publikationen gelangt. Grundsätzlich durchlaufen alle Publikationen, die die Bibliothek erhält, die entsprechende Abteilung im Mediendezernat. Neue Publikationen werden in der Regel käuflich erworben, das heißt, entweder kauft man beim Buchhändler (die UB achtet darauf, den ortsansässigen Buchhandel zu unterstützen; allerdings wird auch Fachliteratur über spezialisierte Importbuchhandlungen bezogen) oder aber direkt beim Verlag oder dem Herausgeber. Bücher, die im Handel nicht mehr erhältlich sind, versucht die UB über Antiquariate zu beziehen. Die UB hat die Möglichkeit, Publikationen bereits vor ihrem Erscheinen vorzubestellen. Einen gewissen Satz an Büchern erhält die UB auch als Schenkung (von Privatpersonen, Verlagen, Vereinen oder Autoren); der Tausch von Medien mit anderen Bibliotheken findet selten statt. Herr K. bearbeitet die Anschaffungslisten der Fachreferenten, prüft, ob Dubletten vorhanden sind, kümmert sich um Verfügbarkeiten und leitet den Kaufvorgang ein.

In der Katalogisierungsabteilung zeigte mir Herr Richter, wie die vorhandenen Medien letztendlich in den Bibliothekskatalog eingetragen werden; für jedes Medium wird ein elektronisches Katalogisat angelegt. Herr R. ist auf die Struktur- und Metadatenerfassung speziell älterer Literatur spezialisiert. In der Katalogisierung wird für die Bestände sowohl eine formale Erschließung, also Daten wie Erscheinungsjahr, Name des Autors, Buchtitel etc. eingetragen, als auch eine Sacherschließung gemacht. Bei der Sacherschließung werden Informationen zum Inhalt und den in der Publikation behandelten Themen erfasst. Die so erfassten Daten werden in der Datenbank gespeichert und sind dort dann auch für den Nutzer zugänglich. Die Erschließung dieser Daten in älteren Drucken, wie beispielsweise Inkunabeln oder auch bei Handschriften ist bisweilen sehr kompliziert und bedarf einiger Kenntnisse (auch mediävistisch-germanistischer Art) und einer guten Recherche. Anhand eindrücklicher Beispiele zeigte mir Herr Richter die für die Recherche einschlägigen Datenbanken und erklärte den Vorgang der Datenerschließung.

Ich nahm an mehreren Planungssitzungen für die Coffee Lectures oder auch im Digitalisierungszentrum teil, die wöchentlich stattfanden. Einmalig war unter anderem die Teilnahme an einer Führung von Herrn Dr. Schröter durch die Ausstellung »Krieg.Kultur.Kuration«, die von Studierenden unter seiner Anleitung konzipiert wurde. Die Ausstellung im Uniseum, die von Anfang Februar bis Mitte Mai besucht werden konnte, präsentierte die Geschichte der Kriegssammlung der Universitätsbibliothek Freiburg. Einmalig war auch meine Teilnahme an einer Kaufsitzung für die Musikwissenschaften. Dort konnte ich nachvollziehen, welche Schritte bei der Neuerwerbung von Literatur für die UB Freiburg und die anderen Institutionen, die eine Bibliothek mit musikwissenschaftlichem Schwerpunkt besitzen, wichtig sind. In einer solchen Kaufsitzung treffen sich alle Beteiligten (in diesem Fall waren es Frau Franke, die Fachreferentin der UB für Musikwissenschaften; Stefan Häusler, Musikwissenschaftler und Verantwortlicher für die Präsenzbibliothek des Musikwissenschaftlichen Seminars; Ursula Wild, die leitende Bibliothekarin der Bibliothek der Hochschule für Musik sowie einer Mitarbeiterin der Bibliothek des Zentrums für Populäre Kultur und Musik in Freiburg; und Herr Schröter), und besprechen, welche Literatur künftig in den Bestand der Bibliotheken mitaufgenommen werden soll und welche Exemplare für welche Bibliothek geeignet sind. Solche Sitzungen finden in regelmäßigen Abständen statt, durch sie wird gewährleistet, dass sowohl die Fachbibliotheken als auch die UB dauerhaft mit aktueller Literatur bestückt werden und so die Forschung an der Universität und der Hochschule optimal unterstützen.

Regale in der Universitätsbibliothek Freiburg

Besonders spannend waren für mich auch die mehrmaligen Besuche im Sonderlesesaal der UB, den ich als Studentin des MaRS zwar aus der Nutzerperspektive recht gut kenne, wo ich jedoch bislang nie hinter die Kulissen blicken konnte. Im Sonderlesesaal hat man als Nutzer Zugriff auf die wertvollen Bestände der UB, die weder im Freihandbereich noch im Magazin zugänglich sind. In Schichtarbeit wird die Arbeit mit diesen Beständen von MitarbeiterInnen der UB kontrolliert. Herr V. und Herr R. zeigten mir, auf welchem Weg die Bestände in den Sonderlesesaal gelangen, unter welchen Bedingungen mit der dort vorhandenen Literatur gearbeitet werden kann und wie entschieden wird, welche Bestände im Sonderlesesaal überhaupt verwahrt und zugänglich gemacht werden sollen. Die Literatur, die hier üblicherweise ausgegeben wird, wird in der Regel in einer eigens für jedes Objekt angefertigten Papphülle im Regal verwahrt und auf Verlangen hin in den Sonderlesesaal gegeben. Zusätzlich dazu gibt es einen festen Bestand von Nachschlagewerken, Lexika, Handschriften, Autographen, Nachlässen, Alten Drucken, Rara, sowie eine kleine Papyrussammlung, der im Sonderlesesaal in den Regalen aufgestellt ist.

Das Dezernat für Benutzung und Information ist vermutlich die Abteilung, die man als Studierende aus der Nutzersicht am besten kennt. Der Informationsschalter im Eingangsbereich der UB markiert einerseits den Zugang zu den Lesesälen und dem Magazin der Bibliothek und ist zudem Anlaufstelle für alle Nutzer der Einrichtung. Das engagierte Team hinter der Infotheke hilft bei Fragen aller Art, sei es zur Ausleihe, Bereitstellung von Medien, Kosten, den Garderobenschränken, Fundsachen und vielem mehr. In der Regel können in einem kurzen Gespräch die meisten Fragen direkt geklärt werden, was ich in einigen Stunden beobachten durfte. Frau S., die Leiterin der Abteilung Informationsdienste erklärte mir das Tätigkeitsfeld. Bei jeglichen Fragen, die sich mit den Beständen der UB, aber auch mit der Architektur, geplanten Veranstaltungen, Ausstellungen, zum Leihsystem und vielem mehr befassen, ist die Abteilung Informationsdienste die erste Anlaufstelle. Im persönlichen Gespräch, aber auch per Mail oder über die Chatfunktion auf der Homepage der UB kann mit ihr oder anderen Mitarbeitern des Dezernats Kontakt aufgenommen werden. Sehr interessant war auch die von Frau F., der Abteilungsleiterin für den Bereich Ausleihe und Magazin, eigens für mich veranstaltete Führung durch das geschlossene Magazin der UB. Sie beantwortete mir nicht nur Fragen zu den Beständen der UB, die im geschlossenen Magazin gelagert werden, sondern erzählte mir auch einiges zur Architektur und Bauweise des Bibliotheksgebäudes. Frau Brunner und Herr Gander, die ebenfalls im Dezernat für Benutzung und Information arbeiten, erklärten mir einiges zu den Vorgängen des Fernleihsystems und zur sonstigen Bereitstellung von Medien für den Nutzer. So konnte ich nachvollziehen, wie das Entleihen von Medien genau funktioniert, sowohl wenn die Medien nicht im Bestand der UB vorhanden sind (also per Fernleihe bestellt werden müssen) als auch von direkt verfügbaren Beständen.

Durch den Einblick in nahezu alle Dezernate der UB erhielt ich im Lauf meines Praktikums einen umfassenden Einblick in die bibliothekarische Arbeit und Organisation einer solchen Institution. Der praktische Bereich wurde auch durch einen Besuch bei Frau Jacobi, der Buchbinderin der UB, ergänzt. Durch die dauerhafte Benutzung entstehen Schäden an den Büchern und Zeitschriften, die in der hauseigenen Buchbinderei behoben werden können. Bücher werden neu eingebunden, neu verklebt, (einzelne lose Seiten eingeklebt), Zeitschriften gebunden. Teilweise erhalten auch neue Bücher einen neuen Einband. Mit verschiedenen Maschinen wird die handwerkliche Arbeit unterstützt.

Immer wiederkehrende Abschlussbesprechungen und Zwischenfazits mit Herrn Dr. Schröter am Ende der Arbeitstage erleichterten mir die Einfindung in das Tätigkeitsfeld ungemein. Zum Abschluss meines Praktikums konnte ich noch zwei Fachbibliotheken genauer kennenlernen. Frau G. zeigte mir die Fakultätsbibliothek für Chemie und Pharmazie, während Frau Spiteri mir einen Einblick in die Bibliothek des Romanischen Seminars bot. Bei den Fakultäts- beziehungsweise Institutsbibliotheken handelt es sich um Präsenzbibliotheken. Während in der UB die Mehrzahl an Medien entleihbar ist, kann in diesen Bibliotheken nur vor Ort mit den Beständen gearbeitet werden. Sehr fachspezifische Literatur findet sich eher in den Fakultäts- und Institutsbibliotheken als in der Universitätsbibliothek. Je nach Fachgebiet erfolgt die Aufstellung nach unterschiedlichen Ordnungssystemen.

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Zusätzlich zur Mitarbeit im Bibliotheksalltag hatte ich die Möglichkeit, am laufenden Forschungsprojekt »Making Mysticism. Mystische Bücher in der Bibliothek der Kartause Erfurt« teilzunehmen und Frau Susanne Bernhardt (Projektmitarbeiterin des »Making Mysticism«) bei der Verfassung eines Katalogbeitrags für die Ausstellung »Zeitenwende 1400. Hildesheim als europäische Metropole«, die vom 26. September 2019 bis 2. Februar 2020 im Hildesheimer Dommuseum stattfindet, zu unterstützen. Das von der DFG geförderte und am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität angesiedelte Forschungsprojekt befasst sich, in Kooperation mit der UB Freiburg, mit der virtuellen Rekonstruktion und digitalen genetischen Edition des überlieferten Bibliothekskatalogs der Erfurter Kartause. Im Projekt werden die Signaturengruppen dieses Katalogs, die mystische Texte enthalten, digital ediert und damit zusammenhängend Fragen zum Stellenwert und zur Einordnung der mystischen Literatur erforscht. Während meines Praktikums arbeitete ich an zwei Vormittagen in der Woche an diesem Projekt, erarbeitete die einschlägige Forschungsliteratur und recherchierte.

Die verschiedenen Ordnungssysteme für Bibliotheken und für Literatur, die ich bei meinen Besuchen in den Fachbibliotheken kennenlernen durfte, waren für mich, besonders im Hinblick auf die Mitarbeit am Projekt »Making Mysticism« spannend, denn hier offenbarte sich eine besondere Schnittstelle. Bereits im Mittelalter wandten die Bibliothekare ein System zur Ordnung von Büchern in einer Bibliothek an, was sich im Erfurter Katalog offenbart. Auch heute noch funktioniert eine Bibliothek nur mit der Anwendung gewisser Ordnungssysteme, um den Bibliotheksbestand sinnvoll zu präsentieren. Und obwohl sich diese inhaltlich zwar voneinander unterscheiden, fußt letztendlich doch jedes dieser Systeme auf einem sehr ähnlichen Konzept.

Fazit

Als Vorbild für meinen Praktikumsplan in der UB Freiburg dienten ursprünglich die Inhalte der Praktikumspläne für Studierende, die eine Ausbildung im bibliothekarischen Fachbereich absolvieren. Da die UB bisher nur solche Praktika anbot, musste für mich als Studentin des MaRS ein neuer Plan erstellt werden, der sich mehr an den Bedürfnissen meines Studiums orientierte. Im Rahmen einer abschließenden Evaluation wurden Wege gesucht, diesem Anliegen nachzukommen und künftige Praktika für Studierende des MaRS zu ermöglichen, die explizit auf den Studiengang abgestimmt sind. Obgleich das Praktikum sicherlich mehr auf eine speziell bibliothekarische Berufsausbildung abzielt, haben sich mir hier viele neue Perspektiven nicht nur in Bezug auf eine mögliche Arbeitsstelle, sondern auch auf meinen Studiengang und dessen Anwendungsmöglichkeiten eröffnet. Das Berufsfeld in der Bibliothek ist vielfältig und besonders für Geisteswissenschaftler hoch attraktiv. Durch die ausgezeichnete technische Ausstattung und Vernetzung der UB ergeben sich gerade im Bereich der Digital Humanities neue Schnittstellen, die nicht nur für Studierende der Geisteswissenschaften extrem interessant sind.

Der Zeitraum von insgesamt fünf Wochen ist aus meiner Sicht gerade deshalb notwendig, da sich insbesondere während der Anfangsphase eine Struktur entfaltet hat, die nicht ab dem ersten Tag zu durchblicken war. Die einzelnen Arbeitstage unterscheiden sich voneinander, wechselnde und bisweilen nur einmalig stattfindende Termine unterbrechen den gewohnten Rhythmus, was mein Praktikum sehr abwechslungsreich machte. Der Einblick in die unterschiedlichen Dezernate der UB wurde mit einzelnen Sonderterminen, der Arbeit am Projekt und der Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Schröter ergänzt.

Es bedarf aus studentischer Sicht auch einiger Zeit, sich in ein neues System einzufinden und die Projekte, die laufenden Strukturen, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und somit den Bibliotheksalltag kennenzulernen. Aus dem MaRS-Studium ist man die Einzelarbeit gewohnt, hier hatte ich die Möglichkeit, mich in ein bestehendes Team einzugliedern und in Gruppen zu arbeiten. Obwohl das Praktikum gewissermaßen zweigeteilt war, ergaben sich doch Schnittstellen zwischen der eigenständigen Projetarbeit und der Mitarbeit in der Bibliothek. So war es mir in einigen Bereichen durchaus möglich, die im Studium erlernten organisatorischen, methodischen und wissenschaftlichen Kenntnisse auch in der Praxis anzuwenden. Die fachlichen Kompetenzen wurden besonders während der Projektarbeit gefordert, waren aber auch im praktischen Teil des Praktikums immer wieder anwendbar.

Bildnachweise: Universitätsbibliothek Freiburg; DFG-Projekt "Making Mysticism"
Bild von Hl. Georg - Drachentöter © Dommuseum Hildesheim, Foto: Stephan Kube